Editorial.

Liebe Leserinnen und Leser,

googeln Sie mal »Maria«, »Gottesmutter«, »Madonna«! Die Suchmaschine auf meinem Arbeitslaptop kennt ja eigentlich die Vorlieben der Theologieprofessorin, aber auch ich bekomme zu »Maria« und »Madonna« überwiegend Nachrichten zu Prominenten aus Popmusik und Film geliefert, unterbrochen von Hitlisten aktueller Vornamen. Lediglich die »Gottesmutter« bringt Treffer in Sachen Religion, an erster Stelle allerdings Shoppingangebote für religiösen Kitsch. Wie konnte es mit der Mutter Jesu soweit kommen? Ist Maria theologisch und religionspädagogisch überhaupt noch Thema? Und was zeigt sich, wenn wir sie zum Thema machen?

Heike Harbecke und ich haben nachgefragt und unterschiedliche Einsichten und Ansichten zu Maria eingeholt. Agnes Wuckelt zeigt auf, wie Maria als Idealbild kirchliche Machtstrukturen stützt und zugleich als biblisches Vorbild Frauen ermutigt und ermächtigt, grundlegenden Wandel in Kirche und Gesellschaft voranzubringen. Ein ambivalenter Befund, den Claudia Danzer systematisch-theologisch untersucht und Norbert Köster frömmigkeitsgeschichtlich bestätigt. Merkwürdig übrigens, dass dem gegenwartstheologisch zweifellos zu beobachtenden innerkatholischen Relevanzverlust eine große Aufmerksamkeit im interreligiösen Gespräch gegenübersteht. Muna Tatari und Klaus von Stosch geben wichtige Hinweise zu Maria im Koran. Unsere Praxisbeiträge bündeln Ideen für die Beschäftigung mit Maria in schulischen und gemeindlichen Zusammenhängen. Dass dabei die materiellen Bilder für die Beschäftigung mit Marienbildern eine große Rolle spielen, sollte nicht wundern.

Im zweiten Heftteil geraten Fragen aus Religionsunterricht und Katechese in den Blick. Patrik C. Höring befasst sich mit kirchlichen Leitlinien für die Praxis der Katechese und würdigt das Konzept der Elementarisierung als wichtiges Prinzip einer von der Gemeinde getragenen und von ihr her gedachten Katechese. Annegret Reese-Schnitker macht aufmerksam für die Qualität von Unterrichtsgesprächen. Was ist zu beachten, damit sie die im religiösen Lernen so wichtige Dialogfähigkeit wirklich fördern?

Dialogfähigkeit – die braucht es auch im Umgang mit Maria als Idealbild und Zerrbild, als Wunschbild und Vorbild. Gehen Sie ins Gespräch!

Rita Burrichter, Schriftleiterin