Editorial.

Liebe Leserinnen und Leser,

von Fußball habe ich keine Ahnung, aber den Slogan habe ich mir gemerkt: »Die Welt zu Gast bei Freunden« lautete das offizielle Motto der Fußballweltmeisterschaft, die 2006 in Deutschland ausgetragen wurde. Was da in wenigen Worten alles anklingt zum Thema Freundschaft: Beisammensein über Grenzen hinweg, von Herzen willkommen sein, miteinander verbunden sein, Spaß haben, sich miteinander und füreinander freuen, sich verantwortlich fühlen für das Wohlbefinden des anderen. Freundschaft – personale Nähe im Großen wie im Kleinen!

Das von Viera Pirker und Eva Stögbauer verantwortete Heft versammelt Beiträge, die diese Spannweite des Begriffs der Freundschaft im Bereich religionspädagogischer Praxis ausloten. Viera Pirker zeigt die sozialpsychologische Bedeutung von Freundschaft auf, Angelika Walser versteht sie geradezu als Lernwerkstatt für Moralität, Joachim Negel verortet den Begriff im Kontext biblisch-theologischer Aussagen über Gott. Aspekte wie Schwierigkeiten in der Freundschaft, ihre Gefährdung und ihre Kostbarkeit werden im Praxisteil in bemerkenswerter Vielfalt aufgegriffen und behandelt: in interreligiösen Begegnungen, in digitalen Netzwerken, in sozialen und parasozialen Beziehungen. Zahlreiche Materialien – nicht nur im Heft, sondern auch in unserem Downloadbereich – zeigen, wie Freundschaft an religionspädagogischen Lernorten zum Thema werden kann.

Schule und Unterricht sind in den vergangenen zwei Jahren harten Proben unterzogen worden. Gerhard Büttner, Oliver Reis und Jan Woppowa nehmen aus religionsdidaktischer Perspektive Distanzunterricht und digitale Lernumgebungen in den Blick. Sie bündeln Chancen und Herausforderungen, ordnen Erträge und markieren Leerstellen. Dabei schließen sie an kompetenzorientierte Modelle religiösen Lernens an und geben wichtige Anregungen für die Reflexion und Planung von Religionsunterricht unter den Vorzeichen der Digitalisierung.

Wir leben politisch, kirchenpolitisch, sozial, kulturell und ideologisch in zunehmend polarisierenden Zeiten. Es klingt naiv, aber Freundschaft täte Not – über Grenzen hinweg.

Rita Burrichter, Schriftleiterin