Editorial.

Liebe Leserinnen und Leser,

im Herbst konnte unser Freund aus Frankreich die Quitten im Garten seiner Mutter, der an den unsrigen angrenzt, nicht ernten. Komisch. Ach ja, stimmt ja, da ist ja eine Grenze zwischen Frankreich und Deutschland und die war auf einmal spürbar ›dicht‹. Viele jüngere Menschen machten durch die Grenzschließungen hierzulande erstmals in ihrem Leben die Erfahrungen von Einreiseverboten und Grenzkontrollen. Für uns alle auch eine nachdenklich machende Anfrage an den ›Geist‹ von Europa: Leben wir wirklich in Einheit und Verbundenheit? Wie wichtig sind uns Austausch und Solidarität? Was trägt uns und macht uns aus? Und wie öffnen wir uns nach außen, für andere?

Das von Matthias Bahr, Hans Mendl und Helena Stockinger besorgte Heft zum Thema »Christ*in sein in Europa« macht deutlich, dass die politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen in Europa auch religiöse Herausforderungen sind – und umgekehrt! Regina Polak gibt Hinweise zur demografischen und sozialen Situation von Jugendlichen in Europa und zu den disruptiven Veränderungen, mit denen sie aktuell konfrontiert sind. Martin Jäggle und Helena Stockinger führen vor Augen, was alles in Vergangenheit und Gegenwart wertschätzend zu bedenken und kritisch zu sichten ist, wenn nicht ›europaweit‹, sondern ›europäisch‹ gedacht wird. Hans Mendl richtet den Blick auf das Selbstverständnis und die Sichtweisen von sich religiös verstehenden Jugendlichen und gewinnt dadurch sehr konkrete Hinweise zum Umgang mit Heterogenität. Der Kooperation mit dem Osteuropa-Hilfswerk Renovabis verdanken wir eine berührende Bildserie, die Thomas Müller-Boehr anschaulich in den Kontext internationaler christlicher Jugendbegegnung stellt.

Unser »Blickpunkt« im zweiten Heftteil hat einen aktuellen Anlass. Im vergangenen Jahr wurde das »Neue Direktorium für die Katechese« veröffentlicht. Bernd Lutz stellt es vor und betont die Praxisbedeutung des Dokuments. Ganz unmittelbar aus der Praxis und für die Praxis sind die Beiträge zum ehrenamtlichen Engagement in der Katechese.

Übrigens: Mit der Grenzschließung fielen uns reichlich Quitten zu. Schöne Rezepte für deren Zubereitung gibt es im Grenzen überschreitenden Kochbuch »Jerusalem« von Yotam Ottolenghi und Sami Tamimi. Wenn das kein Zeichen ist!

Rita Burrichter, Schriftleiterin