Editorial.

Liebe Leserinnen und Leser,

frostige Zeiten für den Religionsunterricht? Als im Frühjahr 2018 der Deutsche Katecheten-Verein seine Kampagne daRUm! eröffnet, herrschen eisige Temperaturen. Bei minus sechs Grad findet auf dem Marienplatz in Paderborn Religionsunterricht statt. Welchen Platz wird der Religionsunterricht zukünftig in Schule und Gesellschaft einnehmen können – den prominenten Marienplatz oder doch eher einen unscheinbaren Hinterhof? Was will, was kann, was muss Religionsunterricht sein unter den Bedingungen der Gegenwart? Schwierige Fragen, keine vorschnellen Antworten, aber problembewusstes Ringen: Darum ging es auch zum Abschluss der Kampagne bei der Jahrestagung des dkv im Herbst 2018, die wir mit diesem Heft dokumentieren.

Rudolf Englert analysiert die Ausgangslage religiösen Lernens in der Gegenwart. Seine Hinweise auf die Tendenzen zur »Versachkundlichung« des Religionsunterrichts (auch und gerade da, wo er sich »konfessionell« versteht!) stellen die Grundsatzfrage: »Warum lohnt es – auch in unserer längst nicht mehr christlichen Gesellschaft –, sich mit christlichen Intentionen auseinanderzusetzen?« Eine Frage, die nicht zuletzt der systematischen Reflexion bedarf. Zugleich ist sie jedoch eine didaktische Herausforderung, auf die es angesichts der Heterogenität der Lerngruppen keine Patentrezepte gibt, wohl aber Hinweise von den Schülerinnen und Schülern selbst. Oliver Reis untersucht die im Rahmen der Kampagne entstandenen Videos von Schülerinnen und Schülern und kommt dabei zu überraschenden Ergebnissen. Unter dem Stichwort »Praxis« finden sich in diesem Heft Erträge neuester Unterrichtsforschung, die zugleich Hinweise für die Gestaltung von Unterricht geben.

Im »Blickpunkt« steht diesmal der Spielfilm mit drei Empfehlungen für Gemeinde und Schule aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Dass sich die religiös-existenzielle »Relevanzfrage« und die theologische »Wahrheitsfrage« medial und künstlerisch so unbefangen und unmittelbar stellen lassen, das macht mich immer wieder nachdenklich, lässt mich aber umso lieber ins Kino, in Ausstellungen und ins Konzert gehen. Kommen Sie mit?

Rita Burrichter, Schriftleiterin