Editorial.

Liebe Leserinnen und Leser,

das letzte »Sexheft« der Katechetischen Blätter liegt gut acht Jahre zurück (Ausgabe 5/2011). »Freundschaft, Lust und Liebe« lautete der Titel und Helga Kohler-Spiegel sorgte sich damals im Editorial, ob das »freie, sachlich argumentative Wort« dazu in Theologie und Kirche möglich und gefragt sei. Nun haben sie und Matthias Bahr mit »LGBTIQ« ein Heft konzipiert, das nicht einfach ›nur‹ Lust und Liebe thematisiert, sondern Reizthemen der aktuellen gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Sexualität aufgreift. Die Abkürzung LGBTIQ bezieht sich auf die homosexuelle und bisexuelle Orientierung von Männern und Frauen, auf die Empfindung von Menschen, im falschen Körper zu leben, auf die gelegentlich genetisch-biologische Uneindeutigkeit der Geschlechtszugehörigkeit und auf Menschen, die sich selbst als »queer«, nämlich als abweichend von der gesellschaftlichen Norm, bezeichnen. Ach herrje – kann da überhaupt theologisch-kirchlich etwas frei und sachlich möglich sein?

Mal anders gefragt: Was ist da als freies, sachlich argumentatives Wort nötig? Dringend nötig?! Christoph Simonsen weist darauf hin, dass es christlich vorrangig nicht um die Menschen als Naturwesen, sondern als personale Beziehungswesen geht. Matthias Bahr setzt das in den Argumentationskontext der Menschenrechte und Andreas Heek erarbeitet Perspektiven für die Religionspädagogik. Immer wird deutlich: Ziel ist nicht eine Anpassung an den viel gescholtenen Zeitgeist, wohl aber eine Antwort auf die Frage, wie ganz konkrete Menschen in ganz konkreten und gewandelten gesellschaftlichen Zusammenhängen personale Identität erlangen. Auch die Praxiseinblicke zeigen: Es geht nicht um blinde Zustimmung zu den Spielarten der Lebensformen, sondern um die Klärung des Verhältnisses zu sich selbst, zu anderen und zu Gott. Und es geht um Anerkennung und Wertschätzung.

Im zweiten Heftteil laden wir zur Erkundung außerschulischer Lernorte sein: mit der Digitalkamera auf den Foto-Walk und mit der interreligiösen Perspektive auf den Friedhof. Ein außerschulischer Lernort ist auch der Streamingdienst Netflix – für den Akzent macht in diesem Jahr Johannes Heger lustige, bewegende, gruselige, spannende Entdeckungen.

In diesem Sinne: Auf in ein neues Jahr voller frischer Ideen!

Rita Burrichter, Schriftleiterin