Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

mal keine biblische Vergewisserung, kein theologiegeschicht­licher Durchgang durch frühchristliche Predigten, keine ethische Reflexion! Dies alles läge beim Thema »Wertschätzung« religionspädagogisch durchaus nahe, aber das von Hans Mendl konzipierte und betreute Heft setzt konsequent empirisch, ja naturwissenschaftlich an. Der bekannte Neurobiologe Gerald Hüther verweist auf die physiologisch-psychologischen Zusammenhänge von Erfahrungen und der Ausbildung und Veränderung innerer Einstellungen und macht deutlich, welche Rolle dabei die Liebe für Lern- und Entwicklungsprozesse spielt. Die Religionspädagogin Petra Freudenberger-Lötz hat die Erkenntnis der Hirnforschung ernstgenommen, dass wir innere Haltungen wie Wertschätzung und Dankbarkeit durch konsequente Übung unserer Wahrnehmung nachweislich beeinflussen können, und dies im Wortsinn auf einer Reise zu sich selbst erfahren. Weitere Beiträge differenzieren den zweifellos schillernden, komplexen Begriff aus: Umgang mit Leistung, Wertschätzung durch Klicks und Likes, wechselseitige Anerkennung im interreligiösen Lernen, Umgang mit subjektiven und selektiven Ausdrucksformen des Glaubens. Zum Glück stellen die Bilder der Künstlerinnen und Künstler der Galerie Farbtupfer den Begriff vom Kopf auf die Füße, indem sie zeigen, was sie wertschätzen. Eigens für dieses Heft geschaffen – ein großes Dankeschön wert!

Ein in jeder Hinsicht wichtiges und zugleich schwieriges Thema im Religionsunterricht hat ein bibelwissenschaftlich und religionspädagogisch ausgerichtetes Forschungsprojekt an der Universität Kassel angepackt: Es möchte Lehrerinnen und Lehrern ermöglichen, im Blick auf die Thematisierung ­sexualisierter Gewalt sprach- und handlungsfähig zu werden. Das Forscherinnenteam hat ganz unterrichtspraktisch auch ­didaktisch-methodische Bausteine für den Religionsunterricht entwickelt und unseren Downloadbereich mit Arbeitsmaterialien gut bestückt – auch dafür ein großes Dankeschön!

Zweimal »Dankeschön« im Editorial – ein Drängen nach mehr wohnt der Wertschätzung stets inne. Darum schnell noch wenigstens »liebe Grüße und danke« an all die anderen guten Geister hinter diesem Heft! Und natürlich auch an Sie!

Rita Burrichter, Schriftleiterin