Editorial.

Liebe Leserinnen und Leser,

unter den Künsten ist sie die wohl am wenigsten greifbare: die Musik. Und doch ist sie die unmittelbarste: bleibt im Kopf, löst Gefühle aus, bringt den Körper in Schwingung. Klang erzeugen und sich daran erfreuen, ob mit der eigenen Stimme oder mit Hilfe von Instrumenten, das ist schon Kindern im Krabbelalter zugänglich. Selbst gehörlose Menschen haben über vibrotaktile Reize Zugang zu Musik. Stefan Altmeyer und Heike Harbecke haben ein Heft konzipiert, das die aktive und aktivierende Wahrnehmung von Musik in den Vordergrund stellt. Ein Heft nicht über Musik, sondern mit Musik.

Dominik Blum weist nachdrücklich darauf hin, dass Lieder zu regelrechten Orientierungspunkten im Leben werden können, und findet in den Repertoires vielfältiger Stile ein hohes Maß an religiöser und ethischer Orientierungsmöglichkeit. Ansgar Franz macht darauf aufmerksam, dass geistliche Lieder und liturgische Gesänge im gemeindlichen Vollzug auch Verbindungen schaffen zur Gemeinschaft der Glaubenden vor uns. Valerie Krupp zeigt aus musikpädagogischer Perspektive Verbindungen zwischen Religion und Musik auf und gibt musikdidaktische Hinweise zur Bedeutungskonstruktion im Musikhören. Die Praxisbeiträge sind eine wahre Fundgrube! Sie bieten Anregungen für die religionspädagogische Beschäftigung mit Musikvideos, mit Ritualen und religiöser Symbolisierung in der Konzertkultur, mit dem Zusammenhang von Sound und Text. Das Pilotprojekt zum Singen im Kirchenraum von Tobias Roth macht Lust und Mut, auch jenseits professionsbezogener musikpraktischer Expertise aktiv mit Sang und Klang umzugehen. Ein ganz eigener erhellender Zugang ist die vordergründig unspektakuläre Bildserie, die aus einem künstlerischen Projekt hervorgegangen ist, das Alina Röbke erschließt.

Im zweiten Heftteil gerät eine konfessionell-kooperative Beschäftigung mit biblischen Texten aus Genderperspektive in den Blick. Ein Hochschulprojekt der Johannes Gutenberg-Universität Mainz bietet Erträge für die religionspädagogische Praxis und beweist, dass in Reli 1+1>2 ist.

Damit dürfen Sie immer rechnen!

Rita Burrichter, Schriftleiterin